14. Januar 1966
(Im Anschluss an eine "Touristenreise", die Satprem aus verschiedenen Gründen unternehmen musste.) Hast du keinen Unterschied gespürt?
Zwischen hier und deinem Aufenthalt in Bangalore?
So - diese Auswirkung hat es auf dich gehabt?
Dann ist es gut.
Dann ist es gut. Um ganz offen zu sein: genau das hattest du mir gesagt [[Im inneren Bewusstsein.]], aber ich wollte wissen, ob du es auch äußerlich gespürt hast. Ich wusste es fast augenblicklich. Und der Kontakt zwischen uns war anders als der, den wir hier haben. Er zeigte... wie soll ich sagen? (lachend) einen Mangel an Anpassungsvermögen.
Es war sehr ausgeprägt, unverkennbar. In dir war eine Intensität (Geste der Faust), ein Bedürfnis, dass sich die Dinge ändern mögen.
Ja, das stimmt.
Völlig verlogen. (Schweigen) Dieser plötzliche Tod von Shastri [[Der Premierminister Indiens, der im Verlauf der Verhandlungen mit Ayub Khan zur Beilegung des indio-pakistanischen Konflikts in Taschkent starb.]]. Für mich war das sehr einleuchtend. Es ist ziemlich merkwürdig. Man hatte mir gesagt (schon vor langer Zeit), dass sie sich in Russland treffen sollten, und als man mir das berichtete, antwortete ich spontan: "Wenn er dorthin geht, stirbt er." Ich wusste nie warum, aber es war so. Dann dachte ich nicht mehr daran. Und jetzt wurde mir zwar gesagt, dass die Konferenz stattfinden würde, aber entweder verstand ich nicht oder man sagte mir nicht (ich weiß nicht, welches von beiden), dass die Konferenz in Russland stattfinden würde, und somit... Unterdessen hatte sich jemand wegen meiner Botschaft [["Indien muss kämpfen, bis Indien und Pakistan wieder EINS werden."]] mit Shastri getroffen, und dieser hatte geantwortet, für ihn drücke sie die Wahrheit aus, aber... "What can I do for that? I am a small man." [Was kann ich schon ausrichten? Ich bin nur ein kleiner Mann.] Das war seine Antwort. Danach schwieg ich, und als man mir die Konferenz ankündigte, dachte ich: "Wenigstens muss das "Optimum" dabei herauskommen" - ich "lud" Shastri voll auf. Aber ich lud ihn auf, als ob er ein mächtiger Mann wäre, und das war gefährlich! [[Shastri starb an einem Herzinfarkt.]] Jedenfalls wusste ich um den Augenblick, da sie verhandelten, und mitten in der Nacht fuhr ich plötzlich aus dem Schlaf hoch, weil jemand um Hilfe rief - das war er. Früh am nächsten Morgen sagte man mir, er sei gestorben. Auf mich wirkte das nicht wie eine "Neuigkeit". Ich sagte: "Ja, natürlich!" Hinterher erfuhr ich alle Einzelheiten - viel später, im Laufe des Tages -, und es scheint, dass die Verhandlungen sehr zäh waren, und als sie mit einem Ergebnis endeten, das Shastri als Erfolg bewertete (offensichtlich war es das "Optimum", was dort passieren konnte), frohlockte er, und er war überaus glücklich [[Indien willigte ein, sich von den wenigen strategisch wichtigen Posten zurückzuziehen, die es in Kaschmir während der letzten Auseinandersetzungen besetzt hatte, und Pakistan erklärte, es werde nicht auf Gewalt zurückgreifen, um seine Differenzen mit Indien zu regeln.]]. Er ging nach Hause, und ein paar Minuten später öffnete er die Tür, um nach einem Arzt zu rufen. Binnen kürzester Zeit war es vorbei. Das war wahrscheinlich der Moment, als er gerufen hatte. Aber es war schon seit langem beschlossene Sache.
Ja. (Mutter nickt) Sie scheinen das als "das Optimum" aufgefasst zu haben.
Nein, das ist die Fortsetzung derselben Geschichte [[Mutter will sagen: "Dieselbe Geschichte oder dieselbe Einstellung, wie sie seit Gandhi und Nehru anzutreffen ist."]].
Hoffen wir es... Derzeit ist alles in der Schwebe. Aber es war notwendig (Shastris Tod). Falls sich etwas verändern soll, war es notwendig.
Er war kein übler Mann.
Er war sehr engstirnig.
Ach, einige sind verdorben. Aber sie sind ganz klein.
Hat diese Sache eure Reise nicht durcheinandergebracht?
Was soll ich sagen?... Man kann es nur hoffen [[Während dieser ganzen Unterhaltung erschien Mutter recht skeptisch oder zumindest zurückhaltend.]].
Die Kräfte der Lüge haben den Höhepunkt ihres Widerstands erreicht, sie sind in einem Zustand zugespitzter Gewalt - akuter Gewalt.
Februar und März sind sehr kritische Monate. Im April (Mutter macht eine Geste der Wendung) schwenkt es vielleicht in die wahre Richtung um. Nun ja. Jedenfalls freue ich mich, dass du dir dessen bewusst warst, was du mir gerade erzählt hast.
Das ist gut, sehr gut. Du warst viel näher als gewöhnlich. Viel näher - wie jemand, der körperlich nah ist. Früher war die Nähe immer hier oben (Geste über dem Kopf), allgemein ausgerichtet. Aber jetzt war es eine physische Nähe und der Eindruck... nun, dass eine Art Widerstand aufhören, in sich zusammenfallen würde. Ich sagte mir: "Das ist sehr gut, sehr wichtig." Wenn der "Tourismus" dich nicht zu sehr ermüdet hat, um so besser. Es war der einzige Nachteil, den ich... (wie soll ich sagen?) ich kann nicht sagen "befürchtete", weil ich nichts befürchte, aber den ich für möglich hielt.
Genau das wünschte ich mir. @
ISBN 3-920083-07-2
|